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I.                  Brief - Hinführung zur Meditation'

 

Zur Einstimmung

 

Kontemplation – Meditation

erfasst den ganzen Menschen

leiblich – körperlich

seelisch – psychisch

geistig – verstandesmäßig

geistlich – spirituell.       

 

Deshalb umfasst Kontemplation –  und in unserem Sinne – den ganzen Menschen und verbindet Sitzen in der Stille, Körperarbeit und Auseinandersetzung mit inneren Prozessen. Dies geschieht in Liebe und Vertrauen, in Konsequenz und Klarheit, Im Schweigen und im Austausch.

 


 

Thema: Hinführung zur Kontemplation

 

Sie haben sich für Kontemplation und insbesondere den Meditationsweg des »Herzensgebetes« interessiert.

Mit diesen Briefen machen wir uns gemeinsam auf diesen Weg die Kontemplation zu erfahren.  Sie werden einen geistlichen Weg des Christentums kennenlernen, vertiefen und dann prüfen, ob er Sie anspricht. Sie beginnen einen Weg, dem als innere Haltung das Wohlwollen, das Mitgefühl und das verantwortliche Gestalten der ganzen Lebenswelt am Herzen liegen.

Lassen Sie sich in diesen Briefen von einem spirituellen, geistlichen Weg berühren und Sie werden spüren, dass Sie eingeladen sind, Vertrauen zu wagen. Eigentlich aber noch mehr: Sie sind eingeladen, Vertrauen im wörtlichen Sinne einzuüben: Vertrauen – zu sich selbst, zu Gott und zu den Menschen.

 

 

Meditation, Kontemplation, Herzensgebet

 

Viele Menschen möchten Erfahrungen in Meditation erleben. Meditation fördert das SELBST- Bewusst-Sein, die Gesundheit an Körper, Seele und Geist und wirkt sich auf unsere Präsenz und Aufmerksamkeit aus. Aber dies ist nicht ihre zentrale Intention, sondern es sind die Früchte der Kontemplation.

Klassische Meditation, von der hier im Buch die Rede ist, ist ein kontinuierlicher, eigentlich lebenslanger Übungsprozess. Sie werden ermutigt zur Eigeninitiative, zur eigenen Praxis und nicht zu vergessen: Meditation bewirkt Veränderungen, Wandlung der eigenen Person und des Beziehungsgeflechtes, in dem der Mensch lebt.

Für viele ist Meditation eines der letzten großen Abenteuer und eine tiefgreifende Herausforderung. Ein berühmtes Zitat von Dag Hammarskjöld drückt dies so aus „Die längste Reise führt nach innen“. Doch die lange Reise führt nicht nur nach innen, sondern wie bei Dag Hammarskjöld immer auch ins Außen, in die Verantwortung und Gestaltung für alles Lebendige.

Nun ist umgangssprachlich Meditation ein vieldeutiges und beliebiges Wort geworden, es reicht von der kleinen Stille-Übung über das Mandala gestalten bis zu Phantasiereisen zur Entspannung. All dies mag nützlich sein, aber darum geht es nicht primär. Deshalb verwende ich statt Meditation, lieber das Wort Kontemplation. In diesen Briefen stehen die beiden Begriffe sinnentsprechend nebeneinander. Das Wort Kontemplation beschreibt der Duden mit den Stichworten „innere Sammlung, religiöse Betrachtung, Versenkung.“ Persönlich verstehe ich unter Kontemplation die Erfahrung der Gegenwart des Geheimnisses,  das wir Gott nennen, in Stille -  Schweigen - Sammlung.

Verbunden ist dies mit der Erfahrung, dass mein kleines Engagement die Welt für alles Lebendige hilfreicher und förderlicher gestalten kann. Diese Einheit von spiritueller Erfahrung, Beziehung und Engagement ist für mich ein Kennzeichen christlicher Kontemplation. Das Herzensgebet ist ein möglicher Weg der Kontemplation, deshalb trifft das, was hier in diesem Buch über den Kontemplationsweg des Herzensgebetes gesagt wird, auch für viele andere Kontemplationswege zu.

 

 

Was ist nun das Herzensgebet?

 

Im Kontemplationsweg des Herzensgebetes sprechen Sie innerlich in langsamer Wiederholung konzentriert, also gesammelt ein und dasselbe Wort oder einen Satz, z. B. »Schalom« oder »du in mir, ich in dir«. Das Wort legt sich dazu in den Rhythmus des Atems.

Sie verweilen mit Ihrer Wachheit in diesem Wort, bedenken aber dieses Wort nicht. Das Wort wirkt in seiner Wiederholung und Vertiefung, darum wird das »Herzensgebet« auch ein mantrischer Meditationsweg genannt. Inwieweit es wirklich mantrisch ist, lassen wir an dieser Stelle einmal offen.

Sie begegnen mit dem Herzensgebet einem Kontemplationsweg, im Unterschied zu einer meditativen Übung.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit dem Herzensgebet als Übungsweg umzugehen:

Sie können das Herzensgebet anfangs (nur) ab und zu praktizieren. Vielleicht üben Sie an einem Abend in der Woche mit einer Gruppe. Dies ist sicherlich ein guter Einstieg.

Es will und kann aber mehr sein. Es legt sich mit fortwährender Übung mit den Jahren unter alle Lebensaspekte und bereichert diese – einfach in dem Sie üben. Dieses Geschehen wird als geistlicher (Lebens-)Weg bezeichnet.

Mit dem Herzensgebet schließen Sie sich an einen spirituellen Weg an und finden sich wieder in der Tradition vieler Übender, die in der Praxis – bei allen Unterschieden – auch übende Menschen in den verschiedenen Religionen verbindet. Dies ist wertvoll, da Sie nicht allein für sich etwas Neues wagen und ausprobieren.

Mit der Verbindung von Herzensgebet und Meditationshaltung geschieht auch die Zuwendung zu einer äußeren Form, denn Sie üben das Herzensgebet im schweigenden, aufrechten Sitzen. Ihre Grundhaltung auf diesem Weg sollte wach, nüchtern und aufmerksam sein.

Durch regelmäßiges Üben verliert jeder Weg seinen Versuchscharakter, er gewinnt an Klarheit und wird nicht beliebig auswechselbar, da Körper, Geist, Seele und Sinne ihn in sich aufnehmen und ihn fördern. Dies heißt nun nicht, dass Sie keinen anderen Weg gehen dürfen, wenn es sein soll. Allerdings werden Sie durch die Wegschritte, die Sie gegangen sind, geprägt sein.

Die eigentliche Intention des Herzensgebetes ist es in der Gegenwart des Urgrundes allen Seins – auch Gott genannt – gegenwärtig zu sein und dies wahrzunehmen.

Die gleichermaßen wichtige Intention ist die Einladung, die Frau und der Mann zu werden, die ich vom Ursprung her bin und werde – ein Mensch, der sich vom Ursprung her geliebt fühlt.  Natürlich beinhaltet dies unsere biografischen Einschränkungen, aber dies ändert nichts an der Intention und ihren Folgen.

 

 

Was fördert diesen Weg und diese innere fortwährende Übung?

 

Das regelmäßige Üben, die regelmäßige Meditation vertiefen unser ganzes Leben. Der heutige Mensch lebt hauptsächlich aus seiner linken Hirnhälfte. Dieser Teil unseres Gehirnes ermöglicht uns geradliniges, logisches, rationales Denken. Unsere westliche Kultur und Wissenschaft – auch viel Theologie und christlicher Glaube – ist von dieser linken Hirnhälfte geprägt.

Wir besitzen aber ebenso eine rechte Hirnhälfte. Diese Seite ist zuständig für intuitive, schöpferische und emotionale Aspekte unseres Lebens.

Wir erleben uns erst im ganzen, vollständigen Sinne, wenn wir beiden Seiten in unserem Leben Raum geben. Gerade Vertrauen zu Gott und den Menschen auf die logisch-rationale Seite zu verkürzen, wie es zum Beispiel in manchen theologischen Ausprägungen des Protestantismus geschieht, entzieht dem Leben das Wesentliche, und die schöpferischen Möglichkeiten werden vernachlässigt. Umgekehrt gehört aber auch das Verstehen, Durchdringen, Erkennen und Reflektieren der Erfahrungen zur Meditation. Dies wiederum ist das Geschenk der kritischen Theologie und Wissenschft an die Menschen, die Meditation üben.

Zusammengefasst: Dieser Weg und die fortwährende Übung verhelfen zu einem heileren und elementareren Leben: »Ich finde meinen Frieden, der die Voraussetzung allen anderen Friedens ist. «  Auf diesem Weg entdecken viele die Chance und die heilende Kraft der Stille, des Schweigens und damit der Meditation.

 

 

Der persönliche Prozess

 

Nun ist ein geistlicher Weg, der den ganzen Menschen anspricht, ein umfassender Weg: Sie begegnen auf Ihrem Weg – in Ihrer Übung ebenfalls altem und jetzigem Leid, Verspannungen, Schmerz und auch Trauer.

Meditation ist also nicht ein »Wohlfühlweg«, dies wäre ein in die Irre führendes Versprechen. Sondern gerade der Meditationsweg des Herzensgebetes ist ein einfacher und klarer Weg durch Höhen und Tiefen des Lebens zur inneren und äußeren Zufriedenheit, zu gelebter Spiritualität im Alltag, zu Freude und Dankbarkeit. In Verbindung mit Körperarbeit verhilft es zu einer persönlich angemessenen Körperspannung und zu schöpferischer Kraft.

 

Was Sie brauchen:

 

Ø    Anfangs erst einmal fast gar nichts – außer vielleicht einem Hocker oder einem Stuhl;

danach:

Ø    ein Meditations-Bänkchen oder ein Meditations-Kissen oder einen Hocker (zu gegebener Zeit erfolgen weitere Hinweise);

Ø    eine eher einfarbige dickere Decke (längs zusammengefaltet), auf der Sie ganz liegen können; noch einmal gefaltet ergibt sie eine gute Sitzunterlage;

Ø    Buntstifte, gute Pastellkreiden, Zeichenpapier/Karton für die kreativen Ausdruck und Impulse;

Ø    ein Notizbuch, zum Festhalten ihrer Erfahrungen, von Texten aller Art, Träumen und anderen inneren Bildern

Ø    ca.  halben Stunde Zeit pro Tag.

Wie viel Zeit Sie sich gönnen, hängt letztlich von Ihnen ab. Sagen Sie nicht, Sie hätten diese Zeit nicht. Wenn Sie möchten, haben Sie die Zeit, die Sie haben wollen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Zeit immer ein Gewinn ist und mich entlastet und trägt. Der Zeitpunkt ist unwichtig; allerdings ist es morgens (für mich) besonders wohltuend. Bitte vermeiden Sie geistlichen Zeitdruck: Weniger ist mehr! Verpflichten Sie sich innerlich nicht für alle Tage. Beginnen Sie ein- oder zweimal in der Woche.

Später können Sie sich eine Sitzecke in Ihrem Zuhause gestalten.

 

 

Zur Klärung

 

Gegenstandsbezogene und gegenstandsfreie Meditation

 

Es ist hilfreich direkt zu Beginn zwischen zwei Grundhaltungen in der Meditation zu unterscheiden: die gegenstandsbezogene und die gegenstandsfreie Meditation.

Die gegenstandsbezogene Meditation richtet ihre Aufmerksamkeit auf einen Impuls, zum Beispiel ein Bild, eine Blume oder ein Symbol außerhalb des Menschen: Der Impuls steht vor mir oder wird gehört.

In einer offenen Aufmerksamkeit bleibt der Übende bei diesem Impuls und lässt ihn wirken. Ich könnte sagen: Nicht (nur) ich schaue z.B. das Bild, sondern das Bild schaut mich. Das Bild bewegt mich im Inneren und manchmal wandert es nach innen – wird zur inneren Erfahrung.

Der Weg der Aufmerksamkeit geht also von außen nach innen. In der intensiven Phase dieser Meditation verweilt der/die Übende  in sich.

Diese Form der Meditation bedarf immer wieder neuer Impulse. Zwar zeigt das Verweilen und die fortwährende Schau, zum Beispiel einer Ikone, die tiefen Möglichkeiten dieser Übungsform, aber in der alltäglichen Praxis richtet sich die Meditierende gerade in der Anfangsphase gerne immer wieder auf etwas Neues aus. Dies schenkt der Aufmerksamkeit ein Ziel.

Für viele Menschen ist die gegenstandsbezogene Übung so ein hilfreicher Einstieg in die Meditation. Theoretisch kann man durch fortwährende Impulse diese Übungsform genauso vertiefen wie die gegenstandsfreie Meditation.

Zwischen beiden Grundformen der Meditation gibt es einen fließenden Übergang. Das Beispiel – die Schau einer Ikone – zeigt dies auf. Die Übende kann sich diesem Bild immer wieder aussetzen und es wirken lassen. Es wird die Zeit kommen, da Sie das Bild gar nicht mehr brauchen. Das Bild lebt in Ihnen, und Sie leben im Bild. Die Aufmerksamkeit ruht nicht mehr außen, sondern in dem Bild, das in ihnen lebendig geworden ist. Aus der gegenstandsbezogenen Meditation ist eine gegenstandsfreie Meditation geworden. Der äußere Gegenstand des ursprünglichen Bildes ist nun zurückgetreten.

Es wird deutlich: Ich unterscheide gegenstandsfreie und gegenstandsbezogene Meditation allein an der Ausrichtung der Aufmerksamkeit. Verweilt die Aufmerksamkeit außerhalb, zum Beispiel bei der Kerze, so nenne ich dies gegenstandsbezogen, verweilt sie im Inneren des Menschen, so bezeichne ich sie als gegenstandsfrei.

Die gegenstandsfreie Meditation richtet somit die Aufmerksamkeit von vornherein nach innen. Diese Meditationsform wird auch Schweigemeditation genannt, alles wird oder soll bei fortwährender Übung ins Schweigen kommen.

 

 

Zwei Kontemplationswege

 

Im christlichen Bereich seien dazu zwei Wege genannt, die als „die“ Kontemplationswege bezeichnet werden. Einmal »die Wolke des Nichtwissens«, ein christlich geprägter absoluter Schweigeweg, der dem Zen-Weg, im weitesten Sinne verwandt ist. Ebenso gehört das Herzensgebet zur gegenstandsfreien Meditation. Wieso kann ein Weg, der ein Wort zur Ausrichtung der Aufmerksamkeit immer wieder klingen lässt, gegenstandsfrei sein?

In Kursen pflege ich halb scherzhaft zu sagen, dass das Herzensgebet ein Weg ins Schweigen mit einem Geländer ist. Am Wort können Sie sich innerlich ausrichten, aufrichten, orientieren und manchmal wie bei einem Geländer Stütze finden. Mit der Zeit führt das immerwährende Wort ganz ins Schweigen hinein. Es taucht aus sich heraus oder bewusst ab und zu wieder auf, um die Sammlung zu erleichtern bzw. wiederherzustellen, aber der Übende begibt sich mit seinem Wort ins absolute Schweigen: Alles in mir schweige.

Aus meinen Ausführungen wird sicherlich auch deutlich: Nicht das Geschriebene oder Gelesene führt zur Meditation, sondern nur die eigene Praxis, und dies heißt, die fortwährende Übung.

Kontemplation ist also keine Theorie, sondern ein Erfahrungsweg. Ob Sie es wollen oder nicht, wenn Sie den Weg des Herzensgebetes einüben, werden Sie Ihre Erfahrungen machen – und dabei einfache, schmerzhafte, glückliche und vielleicht auch erschreckende Erkenntnisse haben. Es gibt keinen geistlichen Bereich, der nicht auf eigener und eingeübter Erfahrung gründet. Über den Urgrund des Lebens etwas zu wissen, sich dazu etwas gedacht haben, ist etwas ganz anderes, als den Urgrund des Lebens zu erfahren und zu erkennen, d.h. mit ihm vertraut sein. Jeder und jede kann nur selbst ausprobieren, was sie trägt und ob es trägt.

Anmerkung: Es gibt im Sprachgebrauch auch noch andere Anwendungen/Bedeutungen des Wortes Meditation. Nicht erst seit Luther ist das Meditieren eines biblischen Textes im Sinne von Bedenken, Besinnen, Betrachten bekannt. Wenn Sie noch einmal an meine AusIführungen über die Hirnhälften denken, dann bleibt dieses Meditieren oft der linken rationalen Seite überlassen. Meditation, die ich in diesen Briefen meine, integriert die Ebene des mehr rationalen Betrachtens zu einer umfassenderen Sicht der Meditation. Es geht weniger um das Bedenken eines Textes, sondern in der Meditation setze ich mich seiner Wirkung aus – ich bewege ihn im Herzen. Sie merken, ich zähle die Besinnung über einen Text nur im weiteren Sinne zur Meditation.

 

 

Körperarbeit  - Eutonische Übung

 

In unserer Tradition der Kontemplation gehört Körperarbeit wesensmäßig dazu. Es ist keine Ergänzung, sondern steht in einer Wechselwirkung zur Übung, zum schweigenden Gebet im Sitzen. Diese Einheit haben Gerda (Maschwitz) und ich zu Beginn unserer Meditationspraxis kennengelernt und erweitert. Körperarbeit vertieft die Wahrnehmung, führt uns zur Wertschätzung der eigenen Person mit ihren Grenzen und Möglichkeiten.

Gerade im Älterwerden erhält sie die geistige, geistliche, seelische und körperliche Beweglichkeit.

In diesen Briefen finden sie schwerpunktmäßig eutonische Körperarbeit, da dies unsere gemeinsame Praxis ist.

 

 

Die Materialien und eine erste Übung zum Kennenlernen und Vertrautwerden.

 

 

Sie brauchen für jede Übung:

 

jeweils eine dickere Decke/Yogamatte, auf der Sie sich ablegen können, und ein kleines Kissen für unter den Kopf. Dies ist zumindest in der Seitenlage für alle notwendig.

Für die weiteren Übungen besorgen Sie sich bitte im Laufe der Zeit

Ø  zwei bis vier gebrauchte Tennisbälle; benutzen Sie keine neuen Bälle – sie sind zu hart;

Ø  ein bis zwei nicht zu dicke - nicht abgesteppte - Kirschkernsäckchen,

Ø  eventuell zwei daumendicke (nehmen Sie Ihren Daumen ruhig als Maß), ca. 75 cm bzw. rumpflange (Bambus-)Stäbe;

 

 

Absicht: Erster Kontakt mit Eutonie

Materialien: keine

Zeitdauer 10-15 Minuten

 

Zur Übung

Ich möchte Sie einladen, eutonische Körperarbeit jetzt praktisch kennen zu lernen. In einem späteren Brief werde ich sie dann ausführlich erklären. Die Übung ist einfach und schlicht.

Eine Grundübung der Eutonie beinhaltet Kontakt und Berührung. Sie können durch die Übungen den Kontakt zu Ihrem Körper finden bzw. vertiefen. So wie das Baby ohne tiefen Kontakt (möglichst Hautkontakt) zu den Eltern sich nicht entwickeln kann, so fördert die Eutonie den Kontakt zu uns selbst und damit zu anderen. Spüren Sie, wann immer es Ihnen möglich ist, Ihre Haut. Sei es die Sonne, die Sie wärmt – sei es die Luft, die Sie umhüllt – sei es der Wind, der Sie berührt, sei es der Boden, auf dem Sie gehen, stehen oder liegen.

Die folgende Übung führt Sie zu einem ersten Kontakt Ihrer Außenseiten mit dem Boden. Sie können die Übung in mehrere Abschnitte aufteilen bzw. die Übungszeit auch verlängern.

 

·                    Legen Sie sich auf den Rücken. Spüren Sie, ob Sie ein kleines Kissen unter dem Kopf brauchen. Legen Sie bitte dieses Kissen nur unter den Kopf und nicht unter den Schultergürtel.

·                    Legen Sie sich ab. Spüren Sie wie Sie jetzt liegen. Ist die Lage angenehm? Möchten Sie etwas ändern, dann tun Sie es. Nehmen Sie wahr, wo Sie zum Beispiel gelöst oder gespannter sind. Wo schmerzte es? Wo spüren Sie gar nichts oder wenig? Diese Wahrnehmung reicht für erste Veränderungen voll und ganz aus. »Machen« Sie nichts. Sind Sie, wie Sie sind und Ihr Körper wird sich den Raum nehmen, der ihm gut tut. Lassen Sie Veränderungen zu, unterstützen Sie diese aktiv (durch Nachgeben und kleine Bewegungen) und probieren Sie aus, wie Sie für sich besser liegen können.

·                    Drehen Sie sich nun auf eine Seite. Jetzt brauchen Sie das Kissen unter dem Kopf, damit der Kopf nicht abknickt und die Arme frei liegen können. Nehmen Sie in dieser Lage den Bodenkontakt wahr.

·                    Drehen Sie sich noch einmal. Sie liegen nun auf dem Bauch, der Kopf liegt auf der Wange oder Stirn. Auch hier kann ein Kissen hilfreich sein. Wie liege ich nun? Nehmen Sie – so gut es jetzt geht, ohne jede Bewertung – Ihren Kontakt zum Boden wahr.

·                    Schließen Sie die zweite Seitenlage an und nehmen Sie diese wahr, wie oben beschrieben.

·                    Zum Abschluss legen Sie sich noch einmal auf den Rücken. Vergleichen Sie Ihre jetzige Lage mit dem Anfang. Lassen Sie die Übung ausklingen.

·                    Dies war eine erste Hinführung zur Eutonie. Räkeln Sie sich vor dem Aufstehen gut, aber sanft durch. Ihre Spannung hatte sich dem Liegen angepasst. Jetzt brauchen Sie mehr Körperspannung. Stehen Sie immer langsam auf.

 

 

Wie können Sie mit diesen Eutonie-Übungen selbst üben?

 

Es ist nicht ganz einfach, Eutonie selbst zu lernen, da oft beim Lesen einer Übung sich die Vorstellung von der Übung (für Ungeübte) nur langsam einstellt. Deshalb wurden einige Übungen » gesprochen live« als Download auf der Internetseite www.wege-der-stille.de eingestellt. Diese Übungen sind nicht lang und für den Einstieg hilfreich. Ich habe dort die ganzen  Übungen als Hinführung für die Form angeleitet und auch zwei Varianten der anschließenden Form. Damit müssten sie gut in die Eutonie hinein finden können.

Trotzdem ist es sinnvoll, wo immer dies möglich ist, Eutonie in einer Gruppe zu praktizieren, dann stellt sich ein Gefühl für Eutonie ein und die Übung wird in der Praxis gelernt.

Wenn dies nicht möglich ist, wagen Sie es selbst und greifen Sie auf die gesprochene Anleitung zurück.

 

 

Einige weitere Vorschläge:

 

·                    Üben Sie zu zweit – eine/r liest vor, der andere versucht sich in die Übung einzulassen und probiert sie.

·                    Üben Sie allein: Lesen Sie den Text durch, legen Sie sich auf den Boden und legen Sie die Anleitung in die Nähe, schauen Sie immer wieder ins Buch und probieren Sie die Anweisungen aus. (So lerne ich selbst neue »schriftliche« Übungen kennen.) Nach zwei- bis dreimal ist die Übung in etwa verinnerlicht und Sie schauen nur noch zur Korrektur auf die Anleitung.

·                    Laden Sie die Übung auf ihr Smartphone/Laptop,… und spielen diese Anleitung ab.

Haben Sie Geduld und beginnen Sie mit kleinen und einfachen Übungen, die Reihenfolge der Übungen in diesem Buch hilft Ihnen dabei.

 

 

Schöpferische Idee - Ein Tagebuch

 

Überlegen Sie, ob Sie ein geistliches Tagebuch schreiben wollen. Notieren Sie dort Ihre Erfahrungen. Schreiben Sie nach dem Schweigen kurz auf, was Sie an sich wahrgenommen haben und was Sie beschäftigt. Tragen Sie auch Ihre Träume ein. Diese helfen Ihnen zu entdecken, wie Sie geworden sind, wer Sie sind und wohin der Weg Sie führt. Legen Sie sich dazu ein Buch bereit, das niemand außer Ihnen einsieht. Sie schöpfen mit einem Tagebuch aus der Fülle Ihrer Tiefe. Sie können sich festhalten – auf Papier – und müssen Ihre Gedanken und Erlebnisse nicht in Ihrem Geist abspeichern.

Schreiben Sie in dieses Buch nur dann etwas, wenn Sie möchten. Es soll kein Zwang werden. Bitte aber Träume und innere Bilder, die auftauchen, sofort aufschreiben, sie verschwinden sonst wieder.

 

Nachklang

»Der Läufer, der am Anfang zu schnell ist, hat später keinen Atem mehr«.

Vater Johannes

 

Ausgewählte Literatur zu den Meditationswegen

Enomiya-Lasalle, Zen-Unterweisung, München , Kösel-Verlag,(nur noch antiquarisch)

Willi Massa, Die Wolke des Nichtwissens, Herder Verlag, Freiburg 1999

Jörg Zink, Dornen können Rosen tragen, Stuttgart 1999

Dorothee Sölle, Mystik und Widerstand, Hoffmann und Campe, Hamburg 1997,

Emmanuel Jungclaussen, Das Jesusgebet, Friedrich Verlag Pustet, Regensburg

Rüdiger Maschwitz, Herzenssache – weil es mir gut tut, ein niederschwelliger Einführungskurs, Kösel Verlag,2019Maschwitz, Herzensgebet, die Fülle des Lebens entdecken, Kösel 2015 nur noch beim Autor neuwertig erhältlich